Trotz der Liberalisierung des Strommarktes drehen die Energieversorgungsunternehmen Jahr für Jahr an der Preisschraube. Begründet wird das mit höheren Kosten beim Einkauf, gestiegenen Steuern, dem Erneuerbaren- Energien-Gesetz und den notwendigen Gewinnen. Der Endverbraucher ist den Stromlieferanten aber schon länger nicht mehr hilflos ausgeliefert. Ähnlich wie beim Telefon kann er sich seit 12 Jahren nicht nur nach billigerem, sondern auch qualitätsmäßig höherwertigem Strom umsehen. Da fast alle Energieversorger am 1. Januar 2011 ihre Tarife erhöht haben, hat die Lokale Agenda 21 - Gruppe Energie Lahr elf Angebote im Gebiet des Oberrheins aktualisiert und nach Preis und Qualität verglichen. Sie unterscheidet drei Qualitätsstufen: -Die erste ist der Normal- oder “Egal”-Strom aus Kohle-, Atom- und Erdgas-Kraftwerken, in der Tabelle (Schaltfläche siehe unten) grau hinterlegt. -Bei der zweiten Qualitätsstufe (gelb hinterlegt) stammt der Strom aus einer Mischung von erneuerbaren Ener- gien und aus erdgasbetriebenen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (effizientere Ausnutzung der Energie durch gleichzeitige Nutzung von Strom und Wärme). -Die dritte Qualitätsstufe beinhaltet schließlich Strom nur aus erneuerbaren Energien. Alle Energieversorger bieten inzwischen wegen des Verbraucherdrucks sog. “Ökostrom” an. Es gibt freilich einen entscheidenden Unterschied:Qualifizierter Ökostrom mit einem zusätzlichen Umweltnutzen kommt nur aus relativ neuen Kraft-werken, und es existiert ein Fonds, der wieder den Bau neuer Ökostromkraftwerke ermöglicht (in der Tabelle dunkel-grün hinte hinterlegt). Die anderen beziehen ihren Strom aus alten Wasserkraftwerken und verfügen über keinen Fonds. Sie verkaufen einen sog. "Ohnehin-Ökostrom", der keinen zusätzlichen Umweltnutzen bringt (in der Tabelle hell-grün hinterlegt); näheres dazu im Agenda-Beitrag "Ökostrom ist nicht gleich Öko-strom" über die Schatflächen START / ÖKOSTROM oder unter www.agenda-energie-lahr.de/Oekostromge-spraech.html. Die TABELLE 2011 zeigt die jährlichen Kosten der verschiedenen Energieversorger in Abhängigkeit des jährlichen Stromverbrauchs. Ein strombewusster Haushalt benötigt etwa 1000 kWh pro Person; der bundesdeutsche Durch- schnitts-Haushalt verbraucht zwischen 3000 – 3500 kWh pro Jahr. Bemerkenswert sind zwei Ergebnisse: 1.Die Badenova ist in den Stufen 1 und 2 nicht mehr vertreten; sie bietet nur noch 100% Strom aus erneuerba-ren Energien an. 2.Zwei Anbieter der besten Stufe 3 sind mit ihrem qualifizierten Ökostrom billiger als der sog. Egalstrom des E-Werkes Mittelbaden in der Stufe 1, nämlich Badenova und Naturstrom. Kohle- und Atomstrom muss also nicht immer kostengünstiger sein, wie den Verbrauchern immer wieder eingeredet wird. Ein Vergleich lohnt. Der letzte Punkt hat seine Ursache unter anderem auch in der Tatsache, dass die zum Teil heftigen Preiserhöhung- en am 1. Januar 2011 eigentlich gar nicht notwendig gewesen wären. Zwar stieg die politisch gewollte Stromumlage um 1,76 Cent/Kilowattstunde, dem stehen freilich auch zwei Umstände entgegen, die zu Preissenkungen hätten füh- ren müssen. Denn zum einen hat sich der Strom an der Leipziger Börse verbilligt und zum anderen tragen die er- neuerbaren Energien zunehmend auch zu einer Erniedrigung des Strompreises bei. Der Grund: Diese ermöglichen es den Energieversorgern, bei einem zeitweisen Überangebot die teuren, konventionellen Kraftwerke aus dem Netz zu nehmen. Laut verschiedener Experten beläuft sich der daraus ergebende Gewinn in den Jahren 2009 und 2010 auf rund 1,5 Cent/kWh. Zu Beginn des Jahres 2011 wäre deshalb entweder überhaupt keine oder nur eine geringe Strompreis- erhöhung notwendig gewesen. Dieser preisdämpfende Mechanismus der Erneuerbaren, in Fachkreisen auch als Merit-Order- Effekt bezeichnet, ist beim Verbraucher kaum bekannt. Soll er auch nicht, sonst wären Strompreiserhö- hungen nicht so leicht durchsetzbar. Es ist unredlich, lediglich die Kostensteigerungen aus dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz weiterzugeben, die Ko- stensenkungen dagegen stillschweigend als Zusatzgewinn zu verbuchen. Die Vorsitzenden der Bundesnetzagentur und der Monopolkommission warnten deshalb davor, die gestiegene Umlage in voller Höhe dem Verbraucher aufzu- bürden -die aktuelle Welle von Strompreiserhöhungen sei "sachlich nicht gerechtfertigt"- in der Praxis kamen je- doch die Warnungen bei einem großen Teil der Energieversorger nicht an. So hat das E-Werk-Mittelbaden die Stromumlage in voller Höhe von 1,76 Cent/kWh an die Verbraucher weiter gegeben, die Badenova begnügte sich dagegen nur mit 1,09 Cent/kWh und Naturstrom berechnete noch weniger. ERKLÄRUNG ZU DER TABELLE VOM JANUAR2011
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